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Umwertung aller Werte… (na ja, einiger…)

Die Bäder von Lucca: Motto und Widmung

Schwul sein und rassistisch – vor 200 Jahren und heute:

Damals durfte man nicht schwul sein, aber rassistisch schon. Der Haß auf Juden war nichts Anrüchiges, sondern in Deutschland weit verbreitet.

Heute darf man schwul sein, aber Rassismus ist verpönt, wie die letzten 14 Tage eindrucksvoll gezeigt haben.

Aber ist die Stimmung wirklich kreuzweise gekippt?

In einem neuen Beitrag in den Reflexen und Reflexionen bereite ich die Analyse zweier Kapitel aus Heinrich Heines Die Bäder von Lucca vor, in denen Heine eine Art  Solo-Shitstorm vollführt: Der Dichter Platen hasst Heine, weil er Jude ist. Und Heine outet im Gegenzug Platen als schwulen Möchtegerndichter.

Hier füge ich ein paar Xenien von Karl Immermann ein, die Heinrich Heine in seinen Reisebildern weitgehend zustimmend zitiert hatte:

Östliche Poeten

Groß mérite ist es jetzo, nach Saadis Art zu girren,
Doch mir scheints égal gepudelt, ob wir östlich, westlich irren.

Sonsten sang, bei Mondenscheine, Nachtigall seu Philomele;
Wenn jetzt Bülbül flötet, scheint es mir denn doch dieselbe Kehle.

Alter Dichter, Du gemahnst mich als wie Hamelns Rattenfänger;
Pfeifst nach Morgen, und es folgen all die lieben, kleinen Sänger.

Aus Bequemlichkeit verehren sie die Kühe frommer Inden,
Daß sie den Olympus mögen nächst in jedem Kuhstall finden.

Von den Früchten, die sie aus dem Gartenhain von Schiras stehlen,
Essen sie zu viel, die Armen, und vomieren dann Ghaselen.

Diese Xenien gaben Anlass zu dem Streit, der mit den Kapiteln X und XI in Die Bäder von Lucca eskalierte. Goethe hatte 1819 im West-östlichen Divan Lyrik im orientalischen Stil (vor allem des Saadis und Hafis) publiziert. Lyrik in diesem Stil wurde zu einer Modeströmung, an dem sich auch die “kleinen Sänger” Rückert und Platen beteiligten. Platen, der eine Vorliebe für Ghaselen hatte, erkannte sich in der letzten Zeile natürlich sofort wieder und war natürlich nicht gerade begeistert. Er, der adlige und sich selber mit Lorbeer schmückende Dichter, wurde hier dargestellt als ein Follower, der zu viel vom Fraß des Meisters genossen hatte und Ghaselen kotzt.

Mehr und Vorläufiges dazu unter Reflexe und Reflexionen. Heinrich Heine: Reisebilder. Beitrag Nr. 2

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And the rooster crowed three times…

Here is what I want to say to my friends in America, Australia and China. I treated you with three poems from Rainer Maria Rilke, one of the most adored writers of poems in German language. I like him for two reasons: He wrote The Panther, one of the most musical poems I know, and he spent some years with Lou Andreas-Salomé, who refused Nietzsche’s marriage proposal and became a scholar of Sigmund Freud. 

The three poems by Rilke that I published during the days of Easter this year I have chosen, because they fit exactly in, temporally. And because on discovering them last week I found it extremely amusing to see, what the friendship of some religious countesses (Lou was not one of those!) do to a man like Rilke. What I mean is: These three poems are scrap. But they are somehow a very beautiful kind of scrap, because Rilke was no doubt a master of language. And the point is: Look what you can do to language if you are a genius!

Here is now, what these poems are about. I try to say it in quite simple words, so everybody can understand it…

The first poem crucifixion describes the scene of Christ’s death. Three rough soldiers are supposed to hang Christ and they perform this quite professionally. Then one of the soldiers hears Christ screaming for something to drink and they reach him something filled with vinegar, while in the distance Holy Mary is screaming, and Christ screams, too, and then decays. (Remember Down by law? „I scream, you scream, we scream for ice-cream…“)

In the second poem we follow the poet on a walk through Naples the day before Easter Sunday. The poet foresees that on the next day there will be a lot of duvet covers/bed sheets hanging from the balconies. But today the shops and the streets are full with things people buy for Easter. Oxen and sheep and goats are presented in full blood. A Spanish Madonna is there, too, and last not least a monkey that seems to make obscene gestures.

The third poem The Risen (Resurrected?) is about Easter Sunday. Mother Mary goes to the tomb, tears in her face. But nobody is home. And after a first shock she realizes, that she doesn’t need the oils and the ointments she’s brought with. She is entranced  (like being taken away in a thunderstorm), leaving someone behind: her beloved,  and even transcends his „voice“. 

Und hier das Ganze für meine deutschen Freunde noch mal. Einige haben geglaubt, die Gedichte seien Parodien von Leo Läufer gewesen. Das waren sie nicht!

Folgendes möchte ich meinen Freunden in Amerika, Australien und China sagen. Ich habe Euch drei Gedichten von Rainer Maria Rilke präsentiert, einer der beliebtesten Verfasser von Gedichten in deutscher Sprache. Ich mag ihn aus zwei Gründen: Er schrieb Der Panther, eines der musikalischsten Gedichte, die ich kenne, und verbrachte einige Jahre mit Lou Andreas-Salomé, die Nietzsches Heiratsantrag ablehnte und sehr viel später Schülerin von Sigmund Freud wurde.

Die drei Gedichte von Rilke, die ich in den Ostertagen dieses Jahres veröffentlicht habe, habe ich ausgewählt, weil sie zeitlich genau passten. Und weil ich es letzte Woche sehr amüsant fand, zu entdecken, was die Freundschaft einiger religiöser Gräfinnen (Lou gehörte nicht dazu!) mit einem Mann wie Rilke anstellen kann. Was ich meine ist: Diese drei Gedichte sind Schrott. Aber sie sind irgendwie eine sehr schöne Art von Schrott, denn Rilke war zweifellos ein Meister der Sprache. Und der Punkt ist: Schaut mal, was man mit der Sprache tun kann, wenn man ein Genie ist!
Hier ist nun, worum es in diesen Gedichten geht. Ich versuche es in ganz einfachen Worten zu sagen, damit jeder es verstehen kann …

Die erste Gedicht Kreuzigung beschreibt die Szene des Todes Christi. Drei einfache Soldaten sollen Christus ans Kreuz hängen und tun das auch ganz professionell. Dann hört einer der Soldaten Christus nach etwas zu trinken schreien und sie reichen ihm etwas mit Essig Gefülltes, während in der Ferne die Heilige Maria brüllt und auch Christus brüllt und verfällt. (Erinnerst du dich an Down by Law? „Ich schreie, du schreist, wir schreien nach Eis…“)

Im zweiten Gedicht folgen wir dem Dichter am Tag vor Ostersonntag auf einem Spaziergang durch Neapel. Der Dichter sieht voraus, dass am nächsten Tag viele Bettbezüge von den Balkonen hängen werden. Aber heute sind die Geschäfte und Straßen voll mit Dingen, die die Leute zu Ostern kaufen. Ochsen, Schafe und Ziegen werden in Vollblut dargeboten. Eine spanische Madonna ist auch da und nicht zuletzt ein Affe, der obszöne Gesten zu machen scheint.

Das dritte Gedicht Der Auferstandene handelt vom Ostersonntag. Mutter Maria geht mit Tränen im Gesicht zum Grab. Aber niemand ist zu Hause. Und nach einem ersten Schock merkt sie, dass sie die Öle und Salben, die sie mitgebracht hat, nicht braucht. Sie ist verzaubert, als würde sie in einem Gewitter weggefegt, lässt ihren Geliebten (sic) irgendwie zurück und transzendiert sogar seine „Stimme“.
PS. Ich habe meinen englischen Text von Google ins Deutsche übersetzen lassen, nicht umgekehrt. Das war im Falle des Zitats aus Down by Law natürlich nicht sehr hilfreich…

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Mal was Selbstkritisches…

Als Nietzschefan und -verwerter setze ich gelegentlich bei Nietzsche an, um bei mir zu enden. Das ist neulich gründlich in die Hose gegangen, wie mir erst so richtig bewusst wurde, nachdem ich über ein Verdikt von Friedrich Schiller gestolpert bin. Aber der Reihe nach.

Neulich habe ich ein kleines Poster entworfen und realisiert. Ein paar Sätze von Nietzsche sowie zwei Bilder von Rosen in meinem Garten hatten mich dazu inspiriert.

Die Collage ist nicht besonders geschickt aufgebaut und wurde seit ihrer Anbringung in meinem Gartenhaus auch relativ verhalten aufgenommen. Das hat mir allerdings zunächst wenig ausgemacht. Denn ich fand zumindest mein Verslein immer noch ziemlich witzig.

Bis ich in einem Brief von Friedrich Schiller an Johann Wolfgang Goethe vom 24. November 1797 folgenden Satz fand:

Man sollte wirklich alles, was sich über das Gemeine erheben muß, in Versen wenigstens anfänglich konzipieren, denn das Platte kommt nirgends so ins Licht, als wenn es in gebundener Schreibart ausgesprochen wird.

 

Ich war platt! Dennoch Danke, großer Dichter…

 

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Nietzsche über Facebook & Co.

Was? Du suchst? Du möchtest dich verzehnfachen, verhundertfachen? Du suchst Anhänger? – Suche Nullen! –

(Götzen-Dämmerung)

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Kaputte Typen

Der eine Typ schreibt nichts mehr, weil er kaputt ist. Und der andere Typ ist kaputt, weil er nichts mehr schreibt…

Da ist mir doch vor kurzem eine gewisse Xeniana von einem anderen (WordPress-)Stern zugeflogen. Die hat es mit Familienbanden und postet über Marcel Proust, schon über hundert Tage lang. Leider fällt ihr zu Proust aber nicht viel ein, und so berichtet sie meist über Dinge wie Katzenfutter, das ihr ausgegangen ist, und dass sie daher feinste Leberpastete an ihre Miezen verteilen musste. Alltägliche Probleme halt…

Ich glaube, sie glaubt, dass sie so in Marcels Fußstapfen tritt.

Vielleicht hat sie aber etwas völlig missverstanden.

Jedenfalls ist der Name Marcel Proust wie das Geräusch eines mit Vollgas und gleichzeitig abgebremst in die Kurve fahrenden Porsches, wenn der mit höchster Drehzahl wieder beschleunigt. Man dreht sich unwillkürlich um…

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Sonntags ans Schloss

Am Sonntag, den 10. Juni, begannen in Saarbrücken wieder die Blues-Konzerte. Am frühen Nachmittag würde eine Parade durch Saarbrücken ziehen, Christopher Street’s Day. Ich habe also einen Freund mit ans Schloss gebracht, der sich zunächst gesperrt hatte, da ihn wieder mal seine Migräne plagte  und er fast wahnsinnig vor Schmerzen wurde. Aber er kam dann schließlich doch mit. Wir haben uns gemeinsam (!) die First Class Blues Band angehört. Von der alten Truppe, die in den vergangenen Jahren immer wieder ans Schloss kam, war zunächst niemand da. Außer mir. Habe vor allem Gabi ganz groß vermisst. (Hallo Gabi, melde Dich mal!) Und es gab noch etwas Neues: Links und rechts von mir reckten sich Hände empor, mit Handys, die dazu benutzt wurden, offenbar das gesamte Konzert zu filmen. Schaurig. Denn diese Leute kriegen doch nichts mit und schauen sich das auch später nie mehr an. Und dabei spielte die Band wie gedopt. Chicago-Blues vom Feinsten. Mit einem realen roten Piano, Saxophon und Mundharmonika, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Die Jungs verstehen ihr Handwerk und brachten die alten Stücke souverän rüber. Locker und witzig. Und auch mit ein bisschen Ernst. Denn im Grunde waren diese musikalisch sehr ernst zu nehmenden Typen ernst veranlagt. Das bringt der Blues so mit sich…  Es hat halt alles gepasst!  Und dann entdeckte ich Stefan, aber er mich nicht. Ich habe ihm zugewunken, aber er reagierte nicht. Später sagte er mir, er habe mich nicht erkannt. Nicht erkennen wollen? So ein seriöser älterer Müllmann mit Strohhut und 100 % verspiegelt-versiegelter Sonnenbrille wollte sich mit diesem Nietzsche-Hippie offenbar nicht gemein machen…

Stefan, mit scharfer Brille, aber ansonsten ziemlich unscharf, vielleicht auch ein bisschen zahnlos (kann man leider nicht genau erkennen), konzentriert sich ganz auf den Blues…

 

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Nietzsche für Anfänger

img_0240Heinrich Deterings Buch „Der Antichrist und der Gekreuzigte – Friedrich Nietzsches letzte Texte“ (2010) ist fürwahr kein Buch für Anfänger, selbst Fortgeschrittene dürften hier und da ins Stolpern geraten.

Aber hier ist meine Übersetzung.

Friedrich Nietzsche hat seine letzten Briefe (Januar 1889) mit so disparat erscheinenden Namen unterschrieben wie „Dionysos“ und „der Gekreuzigte“. Viele Interpreten des 20. Jahrhunderts haben dies als bloße Belege des Wahnsinns genommen. Detering zeigt nun akribisch (also gekonnt philologisch) auf, dass, selbst wenn das Wahnsinn war, es doch Methode hat (Polonius über Hamlet, II, 2). Der klinische Befund mag unumstritten sein. Dennoch kann in den letzten Werken und Äußerungen Nietzsches ein erzählerischer Zusammenhalt sichtbar gemacht werden (in dem geschichtliche Mythen, religiöse Motive und private Mythologien aufgehen), dessen Sichtbarmachung den scheinbar wahnsinnig-widersprüchlichen Äußerungen einen Sinn gibt.

Wenn Nietzsche ein „Feindbild“ hatte, so ist dazu im Wesentlichen die alte Zweiweltenlehre zu rechnen, zu der, was das Christentum angeht, vor allem das vom Apostel Paulus stammende Bild Jesu gehört, demzufolge dessen Tod ein Sühneopfer darstellte,was bedeutet, dass die dieser Lehre folgenden Christen nach ihrem Tod in den Himmel kommen sollen.

Nietzsche hat den Gegensatz von Diesseits und Jenseits aufs Schärfste bekämpft. Warum bedient er sich dann vor allem in seinen letzten Werken „Der Antichrist“ und „Ecce home“ christlicher Erzählfiguren? Die Antwort scheint nach Deterings scharfsichtiger Analyse relativ einfach: Er deutet Begriffe wie „Christus“ oder „Evangelium“ einfach um und baut mit Begriffen verschiedener Mythen, Kunstreligionen (Wagner) und Religionen eine eigene neue Kunstreligion auf, die in der „frohen Botschaft“ kulminiert, dass Gott a u f d e r E r d e ist.

Wie ist so etwas möglich?

Nun, dieser erzählerische Vorgang hat sich in drei Schritten/Werken vollzogen und findet einen äußerst konsequenten Abschluss in den „Wahnsinns-Briefen“ vom Januar 1889, den Tagen seines Zusammenbruchs.

Im „Antichrist“ wird Jesus als eine Figur stilisiert, die dem gängigen Bild vollkommen widerspricht. Er ist nicht der „Erlöser“ von allen irdischen Leiden, sondern derjenige, der um des Lebens willen den Tod auf sich nimmt. Nicht eines himmlischen Lebens, sondern eines Lebens in einem irdischen Paradies. Und genau das ist die Schnittstelle zu der Figur des Dionysos, deren Symbolkraft er seit seiner ersten Schrift immer schon verwendet hat. Jesus ist Dionysos, und Dionysos ist Jesus, die beiden Figuren werden in eine verschmolzen. Der Antichrist wendet sich also gegen den paulinischen Christus, verwandelt sich jedoch selber in den dionysischen Jesus, den jesuanischen Dinonysos!

Auf den „Antichrist“ folgte sogleich die autobiografische Schrift „Ecce homo“. Hier liegt das Schwergewicht auf einer weiteren „Umwertung“: Der „Gottessohn“ wird als sich vergöttlichender Mensch inszeniert. Anders gesagt: Gott ist nicht Mensch geworden, sondern er, der Mensch, der dies erzählt, wird Gott. Also ist Gott auf der Erde angekommen – im Mythos, also jenseits von Raum und Zeit. Nach Detering verschmilzt der Gekreuzigte mit Dionysos zu einem dionysisch verklärten Jesus. Die Unterschrift unter den letzten Brief lässt keinen Zweifel daran, wer dieser Erzähler ist: „Nietzsche“.

Zur gleichen Zeit wie die letzte Prosaschrift Nietzsches entstehen die „Dionysos-Dithyramben“. Die zeitliche Nähe unterstützt das interpretatorische Resümee zum „Ecce homo“. Damit scheint erwiesen, dass sich die in den „Wahnsinns-Briefen“ vom Januar 1889 für die Unterschrift gewählten Namen des Absenders nahtlos einfügen in die letzten Schriften, ja sich ergeben aus den Büchern, die Nietzsche im Jahr 1988 verfasst hat und die übrigens eine zentrale Rolle in der Rezeption im 20. Jahrhundert gespielt haben.

Nietzsches bewusstes Leben und dessen „Narration“ haben also ebenfalls in gewisser Weise „symbiotisch“ geendet. Und mehr als Gott Werden ist einfach nicht drin.

P.S.: Ich musste natürlich vieles auslassen, was das hier thesenhaft Referierte erst nachvollziehbar erläutern würde. Aber vielleicht folgt ja noch ein „Nietzsche für Fortgeschrittene“, dann aber auf der Seite „Reflexe und Reflexionen“.

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Wille zur Macht

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Water, water everywhere, and not a drop to drink… Aber seht doch, die Wolken!

Wille zur Macht. Ja, das ist ein Begriff, den jeder Wissende, aber auch viele Unwissende mit Friedrich Nietzsche verbinden.

Mein Philosophielehrer in der Oberstufe, der selige Dr. Schütt, hat uns einmal gefragt: “Was kann eigentlich einen Willen haben?” Meine Antwort lautete: “Die dahinziehenden Wolken, zum Beispiel!” Natürlich hat Dr Schütt sofort nachgefragt und ein wenig spöttisch dazu: “Kannst du uns das vielleicht sogar erklären?” Und ich habe geantwortet: “Man sieht es ihnen doch an!”

Heute weiß ich, dass ich mich damals, ohne es zu wissen, als Nietzscheaner geoutet habe. Das ist dem gemeinen Publikum schwer zu erklären. Ich will das mal so angehen: Ich stieß beim Stöbern im “Nachlass der Achtzigerjahre” von Friedrich Nietzsche auf folgende Stelle, die ich per iPhone kopiert und dann als Bild gespeichert habe. Das erklärt die Wellenlinien (aufgeschlagene Buchseite), die also nicht genuin nietzschischer Natur sind, aber immerhin dem beschwingten Zustand nahekommen, in dem sich der Leser solcher Texte gelegentlich befindet.

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Da steht’s doch: “Bewegung ist eine Symbolik für das Auge; sie deutet hin, daß etwas gefühlt, gewollt, gedacht worden ist.”

Ich würde gern mit Molekularbiologen oder Chemikern über Nietzches Konzept diskutieren, den Leib zum Ausgangspunkt unserer Betrachtungen über die “Subjekt-Einheit” zu machen. Was in einer Zelle passiert, wenn ich mich an etwas erinnere, z.B. (siehe Kandel, Auf der Suche nach dem Gedächtnis!), kann sehr wohl mit Begriffen wie “Befehl” und “Gehorsam” beschrieben werden. Etwas reagiert auf etwas, indem es Das-und-Das ausschüttet, etc. Da geht es doch darum, dass das eine Molekül vom anderen etwas will, was dieses dann tut. Tritt eine Störung ein, wird eine Macht gebrochen, etc. Des weiteren interessant die Bemerkung: Etwas NICHT zu wissen, kann manchmal überlebenswichtig sein. Stellt Euch doch bloß einmal vor, alle Ehebrüche dieser Welt würden gewusst! Das würde doch vermutlich das Ende von 80 % aller Ehen bedeuten. und das Ende unserer Kultur. Eine gewisse UNWISSENHEIT des “Regenten” ist wesentlich. Heißt doch konkret z.B.: Würde ich jedes Fitzelchen einer sich andeutenden Krankheit sofort erkennen, könnte ich wahrscheinlich gleich den Totengräber bestellen.

Ich warte gelassen, ob nicht “die Untergebenen selber mit uns in Verkehr treten können”…  – Nein, das war jetzt aus dem Kontext gerissen und anmaßend. Aber ganz im Sinne Nietzsches. Ich bin gespannt, ob sich jemand dafür interessiert, über solche Dinge mit mir zu reden… Traut Euch! Ich werde Euch schon in die Pfanne hauen. Denn Ihr wisst ja, ich liebe Spiegeleier.

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Geschützt: Intermezzo

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Auf Augenhöhe

 

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