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Fastenzeit

Jungfer Sein ist ja so etwas wie permanentes Fasten. Ich möchte mich daher zu Beginn der Fastenzeit mit diesem Thema beschäftigen.

Der Begriff oder das Wort „Jungfer“ sind allerdings ein bisschen aus der Mode gekommen. Das Wort ist ganz aus der Mode gekommen, die Jungfern aber so ziemlich auch. Wir sind halt alle dünnhäutiger als unsere Vorfahren. Einerseits. Und andererseits – wen schert das denn noch?

Aber interessant ist es trotzdem, sich einmal anzusehen, wie unsere Dichter und Denker mit diesem atavistischen Phänomen umgegangen sind. Und es wird sich herausstellen: Jeder auf seine typische Art und Weise!

Fangen wir an mit Friedrich Engels.

Die alte Jungfer, die in zivilisierten Ländern zumeist nur nominell vorkommt, ist in Deutschland allerdings ein bedeutender „sozialer Casus“.

Heißt: Es gibt in Frankreich, z.B., zwar Jungfrauen, aber nur auf dem Papier. In Deutschland aber denkt man an die Rente und sowas. Eine soziale Frage also.

Johann Wolfgang Goethe setzt das Thema dramatisch in Szene:

Jungfer! Ruf ich das Mädchen, ist, Jungfer, der Herr nicht zu Hause? Aber sie hört nicht, der Ruf schlägt ihr am Ohr nicht an.

Würde sie „nein“ antworten, käme das einer Aufforderung gleich, ins Haus zu kommen. Würde sie „ja“ antworten, bedeutete das, dass sie den Hintersinn der Frage sehr wohl verstanden hat, was sie aber nicht zugeben dürfte. Altmeister Goethe kennt sich mit (Jung-)Frauen aus und verordnet der Jungfer Schweigen.

Friedrich Schiller setzt das Thema pathetisch in Szene:

Reizende Fülle schwellt der Jungfrau schwellende Glieder;
Aber der Stolz bewacht streng wie der Gürtel den Reiz.

Es schwillt bei Schiller eine ganze Menge. Aber der Stolz ist das Moralin der schillerschen Kunde.

Weniger moralisch, als vielmehr lebenserfahren gibt sich dagegen Gotthold Ephraim Lessing.

Auf das Jungfernstift zu…

Denkt, wie gesund die Luft, wie rein
Sie um dies Jungfernstift muß sein!
Seit Menschen sich besinnen,
Starb keine Jungfer drinnen
.

Lessing kannte sich da wohl aus…

Auch der Mathematiker, Philosoph, Exzentiker Georg Christoph Lichtenberg hat sich den Jungfern gewidmet. Er hat das aber auf eine so clevere Weise gemacht, dass ich ihn leider nicht verstehe.

Jungfern, davon drei aufs Säkulum gehen.

Ich kapituliere, aber Ihr seid gewiss schlauer und könnt mir sagen, wie er das gemeint hat…

Anregungen und mehr zu diesem Post verdanke ich dem schönen Büchlein Der Lustgarten (Eulenspiegel Verlag Berlin 1989)

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Fichte in Briefen…

Jena, den 26. Mai 1794, morgens um 7 Uhr

Wenn Du mit Papachen kommen wirst, so werden wir uns mit der Wohnung anfangs etwas eng behelfen müssen. Auf den Winter habe ich – durch ein ganz besonderes Glück bei dem hiesigen allgemeinen Mangel an Wohnungen für Familien – eine Wohnung im Vorschlage, die sehr gelegen ist und die den einzigen Mangel hat, daß sie etwas teuer ist.

Johann Gottlieb Fichte schrieb dies an seine Frau, die noch bei “Papachen”in Zürich lebte. Eine Übersicht und Kommentierung von Fichtes Briefen findet sich unter Reflexe und Reflexionen.

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America Only!

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Menschenwürde

Im Jahr 1796 haben Schiller und Goethe sog. Xenien verfasst (Der Begriff geht auf den römischen Dichter Martial zurück und bedeutet im Griechischen “Gastgeschenke”.), also Epigramme in der Form von Distichons, in denen die beiden Weimarer sich über so Manches in der deutschen Literatur lustig machten. Aber nicht nur, wie man an folgendem Distichon erkennen kann, dessen Urheber Schiller ist.

 

Friedrich Schiller: Würde des Menschen

Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen,

Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.

 

Das liest sich doch wie ein Appell der Uno an die Staaten dieser Welt, dafür Sorge zu tragen, dass Hungersnöte, Flucht, Vertreibung, aber auch jede Form von prekären Lebensverhältnissen überwunden werden müssen, wenn wir dem Wort von der “Würde des Menschen” noch einen Sinn zugestehen wollen.

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Mal was Selbstkritisches…

Als Nietzschefan und -verwerter setze ich gelegentlich bei Nietzsche an, um bei mir zu enden. Das ist neulich gründlich in die Hose gegangen, wie mir erst so richtig bewusst wurde, nachdem ich über ein Verdikt von Friedrich Schiller gestolpert bin. Aber der Reihe nach.

Neulich habe ich ein kleines Poster entworfen und realisiert. Ein paar Sätze von Nietzsche sowie zwei Bilder von Rosen in meinem Garten hatten mich dazu inspiriert.

Die Collage ist nicht besonders geschickt aufgebaut und wurde seit ihrer Anbringung in meinem Gartenhaus auch relativ verhalten aufgenommen. Das hat mir allerdings zunächst wenig ausgemacht. Denn ich fand zumindest mein Verslein immer noch ziemlich witzig.

Bis ich in einem Brief von Friedrich Schiller an Johann Wolfgang Goethe vom 24. November 1797 folgenden Satz fand:

Man sollte wirklich alles, was sich über das Gemeine erheben muß, in Versen wenigstens anfänglich konzipieren, denn das Platte kommt nirgends so ins Licht, als wenn es in gebundener Schreibart ausgesprochen wird.

 

Ich war platt! Dennoch Danke, großer Dichter…

 

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Folgerichtigkeit

Da wurden in der vergangenen Woche eine ganze Reihe von Paketbomben verschickt, Trump bedauert das und sagt aber: Das war folgerichtig. Denn wer solche FAKE NEWS verbreitet, der soll sich nicht wundern…

Da wurde heute ein Massaker in einer Synagoge in Pittsburgh verübt. Trump bedauert das und sagt aber: Das war folgerichtig. Denn wer sich nicht bewaffnet, begibt sich in Gefahr.

Die Bomben, die Schüsse. Die terrorischtische Gewalt. Sie gehören inzwischen zu etwas, womit wir in unseren Gesellschaften zu rechnen haben.

Womit ich nie gerechnet hätte: Mit diesem ungeheuerlichen   Zynismus eines amerikanischen Präsidenten, der außerdem so ganz nebenbei atomar aufrüsten will.

Was wäre eigentlich jetzt folgerichtig?

Da muss ich spontan an Friedrich Schiller denken…

Aber Schiller war ein Idealist. Und das Wort Genossenschaft dürfte Herrn Trump völlig unbekannt sein. Das heißt: Das Bild, das sich Schiller von seinen Fürsten („Tyrannen“) machte, ist sehr naiv gemessen an dem Bild, das wir uns von Donald Trump machen müssen. Der Autokratismus unserer Tage fällt also weit zurück hinter die autokratischen Regime des 18. Jahrhunderts.

Die Welt ist nicht besser geworden, und wir befinden uns zur Zeit offenbar in einer gewaltigen Abwärtsspirale.

Wie gesagt: God save the Queen. And my testicles.

 

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