Monatsarchiv: März 2016

Osterhasie – Esterhazy

Ganz schön smart, diese Chinesen.

Neulich fiel meiner kl. chin. Freundin der fünfte Band von Meyers Enzyklopädischem Lexikon in die Hände, der einen langen Artikel über China enthält.

„Das ist zu schwer für mich“, sagte sie und meinte damit wohl den Inhalt, denn sie fuhr fort: „Hast du nichts Einfacheres, z.B. ein Kinderbuch, damit ich besser Deutsch lesen lerne?“

Vor 23 Jahren haben Irene Dische und Hans Magnus Enzensberger ein Buch geschrieben “für alle Kinder, die lesen können”, die Illustrationen steuerte Michael Sowa bei (Verlag Sauerländer). Es trägt den Titel “Esterhazy – Eine Hasengeschichte” und geht gleich auf der ersten Seite auf das Problem ein, dass die Hasen in Österreich wegen ungesunder Ernährung (zu wenig Salat, zu viel Pralinen und Torten) immer kleiner, aber zugleich auch immer intelligenter wurden…

Der regierende Fürst Esterhazy machte sich Sorgen wegen seiner unzähligen Kinder und Kindeskinder. In den Schuhgeschäften wurden sie ausgelacht, weil ihnen sogar die Babyschuhe zu groß waren. Auch mit dem Radfahren hatten sie Schwierigkeiten, weil ihnen der Sattel zu hoch war und weil ihre Pfoten nicht bis zu den Pedalen reichten. Und als der jüngste Esterhazy in einen Papierkorb fiel und nicht mehr herauskam, sagte der Fürst: “So kann es unicht weitergehen! Jetzt muß etwas geschehen.”

Das ist genau das Richtige für meine Freundin. Sie hat Konfektionsgröße 176, und der Sattel ihres Fahrrads ist etwas zu hoch für sie. Ich habe mir gedacht: Mit diesem schönen Buch bringst du ihr das Lesen bei. Denn man soll ja möglichst an Vertrautes anknüpfen (Sie ist allerdings noch nie in den Papierkorb gefallen. Aber das könnte auch daran liegen, dass meiner einen Deckel hat.).

Heute Abend haben wir mit der ersten Seite angefangen. Wir haben ein paar Seiten des Buches gelesen, und ich habe für meine Verhältnisse mit großer Geduld korrigiert. Dann habe ich ihr gesagt: „Morgen machen wir weiter. Ich brauche jetzt erst mal ein Bier.“

Sie aber sagte:

„Hasie, ich muss viel Bier kaufen für dich!“

Siehe auch weitere Beiträge zur Kategorie “Ganz schön smart”.

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Ganz schön smart - die Chinesen, Tagebuch, Zeitliches

Frühlingserwachen

Heute ist Frühlingsanfang. Gestern war ich mittags bei einer Freundin eingeladen, wo lauter alte Menschen saßen. Kein Wunder, ich werde schließlich demnächst 70 Jahre. Habe das aber wohl nicht so richtig mitbekommen. Es wurde viel geredet, über Krankheiten, Fahrten in die Karibik, Depressionen und die Probleme, wenn es darum geht, eine Lampe an die Decke zu hängen. Ich habe schließlich meine Anekdote von dem Mann beigesteuert, der an Demenz litt und sich umbringen wollte. Der saß tage-, ja wochenlang mit seiner Schrotflinte in der Hand auf einem Stuhl und fragte sich immer wieder, wen er erschießen wollte….

Gestern Abend haben wir in meiner Hütte einen Smoke in den Frühling gemacht. Wir haben uns, wie immer, wenn Zigarren im Spiel sind, gut unterhalten. Einer sagte, als wir auf Dichtung zu sprechen kamen (schließlich ist ja zur Zeit die Leipziger Buchmesse): “Ein Haiku hat immer siebzehn Silben auf drei Zeilen verteilt.”

Könnt Ihr haben, Jungs.

fünf-zigarren

Fünf Zigarren

zum Kranz geflochten

Leo Läufer: Der fünfte Mann

3 Kommentare

Eingeordnet unter Zeitliches