Monatsarchiv: Januar 2016

ars aeterna – vita brevis

Ganz schön smart, diese Chinesen…

Neulich sagte eine Frau, die am Nebentisch gespeist hatte, als meine chinesische Freundin und ich uns auf den Weg machten, an jene gewandt:

Ich habe jedesmal, wenn Sie gelacht haben, selber lachen müssen. Das ist richtig ansteckend!”

Ich habe  hinterher erklären müssen, was die Frau am Nebentisch meinte, da Chinesen nun mal nicht alles verstehen, selbst wenn sie lange hier leben.

Gestern habe ich sie zur Arbeit gefahren. Anschließend würde ich noch einkaufen gehen. Es regnete in Strömen. Als ich sie absetzte, fragte sie mich:

Hast du Schirm?”

Ja, hinten im Smart liegt doch dieser kleine smarte Schirm”, gab ich zur Antwort.

Ist nicht  klein für dich?”

Meinst du wegen meiner Füße?”

Da lachte sie ihr ansteckendes Lachen.

Als ich danach im Regen einkaufen ging, fragte ich mich:

Warum ist manches für einige Leute so komisch, für andere aber überhaupt nicht? Ich glaube, das liegt an der Fähigkeit, spontan eine phantastische Bilderwelt bei der Äußerung bestimmter Worte zu entfalten. Haha, sagen die einen, die sowas nicht verstehen. Sehr witzig!? Ganz schön absurd und abwegig, weit hergeholt, etc. Die anderen aber stellen sich im oben geschilderten Fall sofort vor, wie ein Mensch mit ungeheuer großen Füßen einen klitzekleinen Schirm öffnet und dann verzweifelt feststellen muss, dass er nasse Füße bekommt! Haha! Er bekommt nasse Füße! Und schon ist eine Kaskade weiterer Assoziationen in Gang gesetzt. Wenn er nasse Füße bekommt, macht er den Schirm wahrscheinlich gleich wieder zu, da das Öffnen des Schirm ja dazu geführt hat, dass er nasse Füße bekommen hat.

Und wer will schon nasse Füße bekommen.

Aber jetzt steht er ja im Regen.

Und wer will schon im Regen stehen?

Also macht er den Schirm vielleicht wieder auf. Oder überlegt sich, was er stattdessen tun könnte. Vielleicht kramt er ja einen Plastikbeutel aus seiner Manteltasche und steigt da hinein, öffnet den Schirm und stellt dann fest, dass er zwar keine nassen Füße mehr bekommt, aber nun gebeutelt ist.

Und wer will schon gebeutelt sein?

Man kann dieses Spiel unendlich lange fortsetzen. Phantasie kennt keine Grenzen.

Ars aeterna – vita brevis (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)

Oder, wie’s euch gefällt:

Where one can pun, in fact one hasn’t yet gone out. (Shakespeare, Falstaff; zitiert nach Joyce Carol Oates, My Heart Laid Bare, p. 596)

Übrigens, das letzte Zitat könnte auf Deutsch etwa so aussehen:

Solange du kalauern kannst, steht es fest, dass du noch nicht ausgelöscht bist.

Ich würde das gern etwas freier übersetzen:

Ich mache Witze, also bin ich.

 (frei nach Descartes)

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SAD, the RAVEN

NEVERMORE

Pöhler

Poe und Kater

My truely faithful audience

& all that is left.

We are waiting for Godot.

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Klassentreffen

ABI 1966

Vielleicht kommt demnächst ja eine Einladung zu einem Klassentreffen anlässlich “50 Jahre Abitur”. Ich könnte, wenn ich nicht daran teilnehmen wollte, darauf einfach nicht reagieren. Oder aber meinen alten Klassenfreunden und -freundchen Folgendes sagen:

Wisst Ihr, damals und heute, ich bin zwar noch ich, also das gleiche Ich wie damals vor 50 bis 60 Jahren. Aber ich bin eine andere Person.  Und ich gehe davon aus, dass es Euch nicht anders ergangen ist. Obwohl manch einer von Euch absolut nicht verstehen wird, wovon ich rede. Und wenn wir dann in einer gepflegten Gaststätte zusammensitzen würden, dann würden wir unsere alten Häute und auch die alten Masken hervorkramen und so tun, als würden wir miteinander reden, so wie damals. Aber da wir ja unsere Masken tragen und die alten Häute notdürftig um uns gewickelt haben, dürfte das Ganze ein große Maskerade sein, eine Geisterveranstaltung. Da schaue ich mir doch lieber einen guten Film an, da die filmische Realität als irreal anerkannt ist, ein Klassentreffen nach so langer Zeit indes als etwas Reales falsch gedeutet wird. – Wie ist die gängige Meinung? Ein Klassentreffen nach so langer Zeit ist eine Gelegenheit, sich noch einmal an all die lustigen Dinge aus der Schulzeit zu erinnern. Ja, das ist die gängige Meinung. Aber jeder weiß, dass eine Meinung etwas sehr Persönliches, nach allgemeinen Maßstäben also etwas Falsches ist. Wahr oder falsch, falsch oder richtig? Am Ende hat jeder seine Wahrheit. Und meine habe ich, glaube ich, deutlich dargestellt.

Oder? Könnt Ihr mir folgen, Ihr alten Protagoräer?

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Rätsel des Monats

Von Schwiegervätern und Hohenpriestern

Die Sache hätte am Ende trotz miserabler Rahmenbedingungen doch noch gut ausgehen können, wenn nicht der Vater/Schwiegervater interveniert hätte im Namen des Vaterlandes. Sie war ja schon bereit, auf ihn zu verzichten, wollte sich ins Unvermeidbare fügen und ins Wasser des großen Flusses gehen. Aber der Alte gab keine Ruhe, wollte unbedingt wieder an die Macht, wozu die Liebe seiner Tochter zu dem erfolgreichen jungen Mann die Brechstange sein sollte. Am Ende tat sie, was sie nicht lassen konnte, und er tat alles, damit wenigstens seine Ehre am Leben blieb.Und das alles mit dem Soundtrack des hohenpriesterlichen Gesangs, der mal wieder die Richtung vorgab. Übrigens kommt die nicht geliebte Tochter des siegreichen Clans in der Geschichte eigentlich ganz gut weg. Fazit: Liebe lohnt nicht, aber nicht geliebt zu werden kann ganz nützlich zum Überleben sein. 

Aufgabe: Füge die Namen der hier angesprochenen Personen in eine alphabetischer Reihenfolge. Die jeweils ersten Buchstaben bilden das Lösungswort, dessen Einsendung mit einem Platz im geplanten Newsletterverteiler zu diesem BLOG belohnt wird. (Hilfestellung: Es handelt sich hierbei um die Abkürzung des Namens eines amerikanischen Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schwebeteilchen zu erforschen, was sachlich gut zu unserem Werk passt, da in diesem am Ende alles himmelwärts schwebt, die Liebe, die Treue, ja selbst der Tod…)

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Fotoschuhting

Dieser Beitrag ist ein wenig aus der Zeit gefallen, enthält aber Elemente, die auf eine fröhlichere Zukunft verweisen. Das Alte wir wieder salonfähig. Und zeigt, was es sonst noch so gibt…

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