Peter Sloterdijk zeigt in seinem schon etwas angestaubten Buch (Kult?) Kritik der zynischen Vernunft (1983) auf, dass das Unbewusste keineswegs von Sigmund Freund “erfunden” wurde, sondern schon zu Beginn der Aufklärung, also im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, “bekannt” war als Mesmers “tierischer Magnetismus” und Marquis von Puységurs “magnetischer Schlaf”, der später unter dem Namen “Hypnose” populär wurde.
Er bringt diesen Sachverhalt nun in Verbindung mit dem Anliegen der Aufklärung, die ja, psychologisch gesehen, “immer ein Fortschritt im Mißtrauenstraining” war: ” – in der Aufrichtung eines auf Selbstbehauptung und Wirklichkeitskontrolle bedachten Ichs”.
Ein wenig später spricht Sloterdijk dann von einer “Bewußtseinstransparenz”, die es zu verteidigen galt und damit den Anspruch, “daß das Ich sich selber am besten kenne und Herr über die Regeln der eigenen Vernunftäußerungen sei.”
Die Neurowissenschaften haben längst entdeckt, dass wir uns für Dinge entschieden haben, bevor wir das wissen.
Gegen meine Gewohnheit dusche ich heute nicht und fahre zur Arbeit, biege zum Strand ab, um ins Meer zu springen, obwohl ich daran vorher überhaupt nicht gedacht habe. Aber etwas in mir hat gewusst, was ich tun wollte oder würde.
Das ist, zugegeben, ein recht einfaches Beispiel.
Aber es wäre doch interessant, wenn Ihr aus Eurem Leben berichten würdet und einmal mitteiltet, wie es Euch ergangen ist, wenn Ihr Euch dabei ertapptet, dass Ihr etwas tatet, was Ihr nicht auf dem Bildschirm hattet, das aber offenbar geplant war, da es offenkundige Vorbereitungen dazu gegeben hatte, die Ihr als solche gar nicht erkannt oder gar bewusst geplant hattet.
Man ist nicht Herr im eigenen Hause.
Und macht sich dauernd zum Affen.
Aber Gottseidank bekommen wir davon nichts mit.
Ich pflege übrigens ein gutes Verhältnis zu meinem alten Affen. Reflektiert und naiv zugleich (siehe Sloterdijk), machen wir uns beide zu Affen und entaffen uns damit, dialektisch betrachtet. Das ist die (af)finale Erlösung.