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Was Frauen so sagen

(Kleines Lehrstück über die Tücken des Genderns)

Neulich war ich wieder bei meinem Lieblingsitaliener, ich war bereits beim Nachtisch, das Restaurant hatte sich schon fast geleert, da kam noch ein neuer Gast, nennen wir ihn Engelbert. Ein junge Hündin, so der Typ Jagdhund, nennen wir sie Annika, war dabei, an einer roten Leine, versteht sich. Ich war dermaßen mit meinem Nocino beschäftigt, dass ich dieser späten Neuerscheinung normalerweise keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte, wäre da nicht diese raschelnde Mantelbewegung gewesen, die andauerte. Ich schaute also auf und sah, dass Engelbert die Annika in seinen Mantel wickelte, sie also neben seinem Stuhl verstaute und regelrecht einpackte, bevor er für eine eigene Sitzgelegenheit sorgte. Was mich veranlasste, halblaut zu bemerken:

“Bei Ihnen möchte man Hund sein!”

Engelbert reagierte darauf mit den Worten:

“Das sagen die Frauen auch immer!”

und wandte sich sofort der Speisekarte zu, die ihm sehr schnell zugestellt worden war, da es ja schon spät war und der Koch bereits im Mantel in der Tür gestanden hatte. Ich hatte also keine Gelegenheit nachzufragen, ob ich ihn recht verstanden hatte, denn ich glaubte, mich verhört zu haben.

Ich habe dann noch lange bei meinem Nusseis mit Likör gesessen, danach noch einen Espresso mit einem Grappa Amarone getrunken und darüber nachgedacht, wie Engelbert das gemeint haben könnte, während der am Nebentisch seine Speise genoss, auch den Rosé, und dann noch zwei Espressi, und dem Gebabbel gelauscht, das er mit Hilfe seiner AirPods in die Welt sandte, Sätze, in denen die Wörter “Bürgermeister”, Abgeordneter” und “Pseudoliberaler” immer wieder vorkamen.

Und mich gefragt:

“Was antwortet der wohl den Frauen , die ihm dauernd sagen, dass sie bei ihm Hündin sein wollen?”

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Kleine Geschichte über philosophische Relativität (Bob Dylan zum Achtzigsten)

Neulich fiel mir ja dieses Buch von einem Dr. Woldemar Oskar Döring in die Hände: Fichte – Der Mann und sein Werk, das 1924 erschienen ist und eigentlich in einer durchaus verständlichen Weise die Grundzüge der Fischteschen Philosophie nachzeichnet. Heute stieß ich in seiner Darstellung der Rechtsphilosophie auf folgenden Absatz:

Natürlich hat es mich sofort gereizt, das zu kommentieren. Mir fielen Überschriften ein wie “Über die Liebe von Weib und Mann” oder “Liebe ist Trieb + Freiheit” oder “Leo’s Traum”. Oder es fielen mir Überlegungen zu wie “Ist das satirisch verwendbar?” oder “Kann man das einfach nur präsentieren, damit das Publikum was zum Lachen oder zum Kopf Schütteln oder zum Sich-Entrüsten hat?”

Dann aber beschlich mich ein unangenehmer Gedanke. Denn mal im Ernst, wer würde heute nicht sagen, dass Fichte in seiner Rollenbeschreibung von Mann und Frau aus heutiger Sicht völlig daneben liegt? Aber haben wir denn das Recht, diese Zuschreibungen für unzulässig zu halten? Macht es einen Sinn, Fichte etwa wegen seines “falschen” Frauenbildes zu kritisieren? Er ist genauso ein Kind seiner Zeit wie unsre heutigen Genderist*innen.

Aber es gab da noch einen zweiten Gedanken, der mir noch unangenehmer war. Denn er betrifft nicht meine Einstellungen zu diesem oder jenem Phänomen wie etwa die Liebe, sondern er betrifft meinen Blick auf die gesamte Philosophie. Ich bemühe mich ja schon ein paar Wochen lang, die Fischtesche Philosophie zu verstehen, zu der ich bislang kaum einen Zugang hatte. Wie, wenn die Philosophie – so wie die Aussagen über Ehe und Liebe – durch und durch getränkt ist von dem “Diskurs” oder “Sprachspiel” jener Zeit? Diese würden mir indes als ebenso lächerlich erscheinen wie die oben zitierten Aussagen über die Liebe, wenn ich nicht diesen vorbelastenden Respekt in mir trüge, dass Fichte ein so großer Philosoph sei. Einmal davon befreit, käme ich zu der Gelassenheit, auch im Hinblick auf seine Philosophie zu sagen: Lass ihn mal reden! Er konnte nicht anders als Kind seiner Zeit, als Schüler Kants, als geistiges Kind der Französischen Revolution. Aber, und das ist der Punkt, macht es dann überhaupt einen Sinn, soviel Zeit und geistige Energie in den Versuch zu stecken, so etwas Gestriges zu verstehen?

Meine vorläufige Antwort ist ja. Denn was sollte ich stattdessen lesen? Etwa die gendernden Schriftsteller*innen, all die Philosophinnen und Philosophen unserer Tage? Und wenn ich die einen vor den anderen bevorzuge, wirft man mir dann z.B. Rassismus oder Sexismus vor?

Am besten nichts mehr lesen, auch nichts mehr über die Liebe lesen: Praktizieren wir sie und folgen wir dabei unserem Herzen (dem Sinne nach zitiert nach der Serie Sturm der Liebe). Oder hören wir uns an, was der altersweise Zauberer Bob Dylan uns zu sagen hat: The Times They Are A-Changin’.

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