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Mitteilung aus der Kronen-Gruft 13: Immanuell Kant

Dalwhinnie – Winter’s Gold. Das ist mein Lieblings Single Malt in dieser trockenen Zeit, in der Husten verboten und Hände Waschen geboten ist. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Oder doch? Ich habe mit Vergnügen Axel Milberg in einem Podcast der Süddeutschen Zeitung verfolgt, der fast täglich aus Werken der Weltliteratur vorlas. Heute hat er seine letzte Lesung gehalten. Aber das Leben muss ja weitergehen. Also lese ich nun etwas aus den Werken Leo Läufers, nicht als Podcast, sondern mit Hilfe von Photo Booth, und beginne mit einer Homage an Immanuel Kant, indem ich in wenigen Versen seine Philosophie erkläre. Viel Spaß!

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Der Virologische Imperativ

Vor ein paar Tagen hat jemand in einer Sendung zur Corona-Krise den Begriff „Virologischer Imperativ“ verwendet, um damit auszudrücken, was nun nottut.

Der Begriff „Kategorischer Imperativ“ ist zentraler Bestandteil der Ethik Immanuel Kants, der besagt:

“Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”

Manche Leute sagen auch, die etwas bekanntere Version dieses Gebotes lautet:

Was du nicht willst, dass man es dir tut, das füg auch keinem anderen zu!

Offenbar hatte der oben zitierte Interviewpartner (leider kann ich mich nicht entsinnen, wer das war) den Kantischen Imperativ im Hinterkopf, als er von einem virologischen Imperativ sprach, der offenbar in etwa so lauten könnte:

Halte so viel Abstand zu anderen Menschen, wie Du von demjenigen erwarten würdest, von dem Du annehmen kannst, er sei mit dem Corona-Virus infiziert.

Und solange es keinen wirksamen Impfstoff gegen das Virus gibt, also nach Schätzungen noch etwa 1 1/2 Jahre, sollte dieser Virologische Imperativ gelten.

So einfach ist das. Und so schrecklich.

Und so einfach ist auch die folgende Überlegung: Wenn sich alle Menschen überall an dieses Gebot halten würden oder müssten, würde unsere Gesellschaft sehr bald an einer kompletten Auszehrung leiden und kaputt gehen.

Was tun? (Fragte schon Lenin…)

Dieses Gebot müsste für systemrelevante Bereiche oder Ereignisse gelockert oder modifiziert werden. Eine Geburtstagsparty würde wohl eher nicht dazu gehören, Geschäfte und Produktionsstätten schon. Ohne die Öffnung der letzteren könnten ja erstere gar nicht stattfinden (man braucht ja Tischdecken, Getränke, Geschenke, etc.), aber ohne solche Feiern könnte ja durchaus produziert und verkauft werden.

Noch einmal: So einfach ist das. Ist das nicht schrecklich?

Worum es eigentlich geht: „Nur“ um Schadensbegrenzung, Risikominimierung und- darum, dass möglichst viele Menschen gesund bleiben.

Womit wir allerdings bei einem utilitaristischen Standpunkt wären (siehe z.B. Jeremy Bentham), ethisch gesehen. Aber die Frage kann doch nicht sein: Kant oder Bentham? Sollen die beiden sich doch vertragen und auch mal Abstriche machen. Müssen wir jetzt doch alle.

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Über den schönen Schein mit der Zigarre

Der griechische Philosoph Platon erzählt in seinem Höhlengleichnis von einer Höhle, in der ein Feuer brennt, und zwischen Feuer und hinterer Höhlenwand befindet sich eine Mauer, hinter der alle möglichen Gegenstände so bewegt werden, dass sie oberhalb der Mauer sichtbar werden, so dass durch das Feuer Schatten an die Wand geworfen werden, auf der sich nun ebensolche Gegenstände zu bewegen scheinen. Ein Mensch aber sitzt gefesselt zu Füßen der Mauer, das Gesicht zur Höhlenwand gerichtet, und beobachtet das Geschehen auf der Höhlenwand. Er sieht z.B. eine Katze, die sich bewegt, nein, genauer, was er sieht ist lediglich der Schatten einer Katze, die sich bewegt, aber er hält diesen Schatten für das real Existierende, also für die Wirklichkeit, also für eine Katze.

Platon-revisitedNatürlich ist das Gleichnis hier nicht zu Ende. Mir kommt es aber hier darauf an, auf eine Möglichkeit hinzuweisen, die bei Platon nicht diskutiert. Was ist, wenn der über der Mauer gezeigte Gegenstand so verdreht wird, dass auf der Höhlenwand ein Bild von etwas ganz anderem entsteht? Der gefesselte Mensch wäre dann ja doppelt gefoppt! Das nebenstehende Bild (zum Vergrößern wie immer klicken!) soll verdeutlichen, was ich meine.

Im Alltag ergeht es uns manchmal so ähnlich. Wir geraten in eine Situation und denken: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Wir nehmen wirklich etwas wahr und haben zugleich das Gefühl, in eine unwirkliche Wirklichkeit hineingeraten zu sein, also wie z.B. in ein Konzert ohne Ton oder eine Ausstelung ohne Bilder oder ein Buch ohne Buchstaben. In anderen Worten, wir glauben, dass das, was wir wahrnehmen, eigentlich nur unserer Phantasie entsprungen sein kann.

Jedenfalls erging es mir ein bisschen so bei meinem Besuch des letzten Zigarrenabends deluxe am 25.02.2016 bei DALAY Zigarren in Saarbrücken. Kaum war ich in dem Laden, da rief eine Stimme von hinter der Theke: „Da kommt der Doktor. Jungs, benehmt euch. Sonst schreibt der wieder was Böses!“

Insgesamt sind es ja inzwischen drei Jungs, die den Laden schmeißen. Salih M., diesmal mit einer dunkelblauen Fliege, hatte den Part des Empfangschefs übernommen, Viktor schnibbelte die Zigarren zurecht und bediente den Feuerwerfer und Michael sah man nur mit einem megagroßen Taschenrechner das Geschäft besorgen. Rum-Cocktails wurden serviert von einer freundlichen jungen Frau, deren Robbie-Williams-TShirt die Aufmerksamkeit der Raucher auf sich zog. Außer vielen gepflegten Herren bewegte sich eine weitere junge Frau sehr anmutig durch die Menge.

Exkurs:

In Selma Lagerlöfs Erzählungen von Nils Holgersens wunderbaren Reisen mit den Wlldgänsen gibt es ein Kapitel, in dem Kraniche einenTanz aufführen, der soviel Anmut besitzt, dass die anderen Tiere glauben, Zeugen von etwas Überirdischem geworden zu sein. Nun sind Anmut und Gepflegtheit Geschwister, die in unserer rastlosen Welt so etwas wie eine Ruheinsel bieten, ein Gefühl also, allem enthoben zu sein. Eine ehrenwerte Krawatte vor der Brust und der himmlische Rauch von feinen Zigarren über unseren Köpfen, das sind Chiffren moderner Vollkommenheit, in der Kombination ein Alleinstellungsmerkmal postdigitaler Transzendenz. Vgl. auch Immanuel Kant: Praktische Vernunft, frei zitiert: Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in meiner Brust.

Aber zurück zu Dalay. Irgendwann stand die anmutige junge Frau, die übrigens ein märchenhaft hübsches Gesicht aufwies, an der Theke mit ihrem Begleiter, der sich eine Zigarre anschneiden ließ. Man kann es dem Mann mit der Guillotine  nicht verübeln, wenn er dann beim Anzünden der Zigarre nicht ganz bei der Sache war. Nachdem er nämlich einen abschließenden gefälligen Blick (Und der Herr sah, dass es gut war!) auf das glühende Ende geworfen hatte, legte er die angezündete Zigarre weg und bereitete eine neue an. Die erste hatte er nämlich am mundseitigen, also beschnittenen Ende befeuert.

Worüber wird eigentlich im Dunst der Zigarren an einem solchen Abend geredet? Im smoking-xxlTennisclub spricht man vielleicht über die VW-Aktie oder die vermuteten Seitensprünge des einen oder anderen Platzhirschs. Mir ist aufgefallen, dass an diesem Abend immer wieder ein Wort in die Diskussion getragen wurde: Monogamie. Sagte der eine: „Ich bin glücklich verheiratet, absolut monogam.“ sagte ein anderer „Ich bin auch monogam, denn ich lebe mit meiner Frau auf Augenhöhe.“ und ein dritter sagte: „Monogamie ist eine ganz feine Sache.“ (Letzterer versäumte indes nicht, mir einen Tipp zu geben, in welchem Supermarkt die Frau mit dem ultimativen, gepuderten Atombusen an der Kasse sitzt!) Diese monogamen Bekenntnisse pflanzten sich fort auf dem Dunst der Zigarren, ergriffen zuerst die unteren Räume und stiegen dann die Treppe hoch in die Obergeschosse.

Ich bin dann bald gegangen. Doch noch auf der Straße scholl mir ein Gesang aus der Casa del Habano nach:

Ich bin zahm

du bist zahm

wir sind alle monogam

 

Monogamie und Zigarrenrauchen gehören wohl auch deswegen eng zusammen, weil man eben immer nur eine Zigarre, nie zwei wirklich gleichzeitig, rauchen kann. Oder weil man oft eine Zigarre nicht von einer anderen unterscheiden kann. Womit wir wieder im Bilde, also bei Platon wären.

Zigarre-XXL

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