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Sein und Schein (Middlemarch 5)

Sind Sie schon einmal einem Menschen begegnet, der sich nie mürrisch zeigte, egal, was ihn zu bedrücken oder zu verärgern schien, dem dies und das nicht gelungen war, der sich von anderen vor den Kopf gestoßen fühlen musste, der, umgeben von unleidlichen Zeitgenossen, keine Chance hatte, diesen zu entkommen, der selbst dann seine Stimme nicht erhob, wenn man ihn aufs Unflätigste beschuldigte, der ruhig blieb, wenn alle ihn anschrieen?

Einem solchen Menschen würden wir eine stoische Natur attestieren, würden seinen Gelassenheit bewundern, ihm ein unzerstörbar freundliches Wesen zuschreiben, ihn vielleicht einen weisen Menschenfreund nennen und sogar heimlich bewundern oder zumindest beneiden ob seines Talentes, sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen.

“… Rosamunde sah nie mürrisch aus und erhob ihre Stimme nie ungebührlich; sie war fest überzeugt, das niemand mit Recht etwas an ihr auszusetzen haben könne.”  (Kapitel 52)

 

 

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Selfies

Die Süddeutsche Zeitung brachte am 30. Oktober einen Artikel von Bernd Graf mit den Überschriften

Selfies jetzt

Die Egopaparazzi

Dazu ein reizendes Bild vom Selfie einer jungen Frau, die das Smartphone auf ihren roten Slip gerichtet hält.

Der Artikel bezog sich im Wesentlichen auf eine Ausstellung im Düsseldorfer NRW-FORUM, die bis zum 17. Januar dort zu besichtigen ist. Thema: Ego Update.

Selfies, auch bewegte, sind auf diesem BLOG ja gelegentlich zu beobachten. Nach der Lektüre des Artikels von Bernd Graf habe ich mir gesagt: Mensch, du liegst ja voll im Trend, bist ungefähr im Alter von Oma (Ohne Modem Aufgewachsen. SZ von heute) Clinton, brauchst aber per Email niemanden zu fragen, wie ein Smiley geht. Und nachdem ich mich so in ein gewisses Hochgefühl gelesen hatte, habe ich folgendes Selfie freigegeben:

Zigarre XXXL

The older the violin, the sweeter the music.

Zitat aus Larry McMurtry: Lonesome Dove, von einem Spruch von Gus, der in dem Buch auf Seite 27 und auf Seite 704 nachzulesen ist, in der 25-Jahre-Jubiläums-Edition.

Natürlich habe ich damit Raum gegeben für die Frage, was denn, bitte schön, eine dicke Zigarre mit einer Geige zu tun hat. Ich gebe die Frage, bitte schön, zurück…

Der Roman von Larry McMurtry wird demnächst in Reflexe und Reflexionen besprochen werden.

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