Leo ist real, aber sich selber nicht transparent…

Leo Läufer ist in diesen Tagen schwer mit seiner Vergangenheit beschäftigt, was nicht verwundert, da sie ihn eingeholt hat, ohne sich bildhaft zu erkennen zu geben…

Also, von vorne. Im Beitrag Leo ist real wurde ja schon von merkwürdigen Koinzidenzen berichtet, nämlich dass ich ausgerechnet in dem Augenblick, da ich mich 5 km von Baarlo aufhielt, eine Mail bekam von jemandem, den ich nicht kannte, der aber behauptete, er habe vor etwa 40 Jahren einen Brief an meine damalige niederländische Adresse (Baarlo) geschrieben, eingetütet und frankiert, aber nie abgeschickt und ihn gerade erst per Zufall wieder entdeckt. Er schickte mir ein Bild zum Beweis.

Das Haus in Baarlo (zwischen Venlo und Roermond in der niederländischen Provinz Limburg) gehörte meiner damaligen Familie von 1982 bis 1986. Erst 1984 habe ich Leo Läufer „erfunden“, und zwar mit einem Sonett, das ich das „Letzte“ nannte 1. da ich glaubte, die Zeit für Sonette sei vorbei, und 2. da ich dies auch „beweisen“ wollte, indem ich ihm einen selbstironischen Titel gab. Wer sich dafür interessiert, kann es auf der etwa 1995 gegründeten Website Leo Läufers Baustelle nachlesen.

Das alles bedeutet, dass besagter Brief zwischen 1984 und 1986 nicht abgeschickt wurde.

Natürlich habe ich mein Hirn gemartert, sprich, es auf neuronale Verkerbungen, Gehirn-Graffiti untersucht. Aber es wurden keine Vorstellungen wach, die darauf hinweisen, dass ich diesen Michael K. jemals kannte.

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Michael hatte angekündigt, dass er den von ihm ja nicht geöffneten Brief umadressieren werde, und er kam heute mit der Post an. Ich hatte natürlich die Hoffnung gehegt, dass sich aus dem Inhalt des Briefes eine Verbindung herstellen ließe zwischen der bloßen Buchstabenfolge „Michael K.“ und bestimmten bildlichen Vorstellungen, kurz, dass in mir die Vorstellung eines Gesichtes oder sogar eines Ereignisses, das vor circa 40 Jahren stattgefunden hat, entstehen würde.

Der Brief kam also heute an, äußerlich und offenbar erst neulich kunstvoll illustriert vom Sender, und neben der 75-Gulden-Cents- Briefmarke klebte eine neue Briefmarke über 85 Euro-Cents aus Deutschland.

Nun wusste ich, dass das Briefporto sich innerhalb von 40 Jahren mehr als verdoppelt hatte. Der Inhalt des Briefes stellte sich indes als ziemlich erkenntnisfrei heraus. Er besteht ausschließlich aus der Grafik einer kleinen Kirche oder Kapelle in Vrouwenpolder, das an der niederländischen Küste liegt, wo ich aber nach meiner Erinnerung nie gewesen bin.

Ende Gelände.

Fragen können nagen. Und so frage ich mich, warum jemand einen Brief frankiert, den er nicht abschickt. Und ich frage mich, ob nicht die etwas sperrige Druckschrift auf dem Briefumschlag eine kleine Ähnlichkeit aufweist zu der Namenschrift auf der Grafik. Die Signatur rechts unten ist klein und schwer entzifferbar. Aber wagen wir doch mal eine Hypothese: Michael K. hat mich zwischen 1984 und 1986 irgendwo kennengelernt. Ich habe ihm, warum auch immer, von Leo Läufer erzählt. Und er, der damals wohl seinen Wohnsitz in Holland hatte, beschloss, mir eine seiner Zeichnungen zu schicken, fand das dann aber unangebracht, da dazu ein konkreter Anlass nicht gegeben war außer vielleicht dem Umstand, dass er sich als Künstler vorstellen wollte, empfand das dann selber als Expo- oder Imponiergehabe und ließ es sein.

Wie ich Michael K. kenne, mit dem ich ja inzwischen ein paar Emails ausgetauscht habe, ist das hier jetzt doch nicht das Ende vom Lied…

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