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FICHTE IST TOT – ES LEBE ARNDT, PARDON ARENDT

Von 1991 bis 2004 war ich Lehrer am Fichte-Gymnasium in Krefeld, das nun abgewickelt wird wegen zu geringer Anmeldungen. Offenbar ist es aber auch schon irgendwie mit dem Arndt-Gymnasium zusammengelegt worden, und für dieses neue Gebilde hat man offenbar einen Namen gesucht. Viele Schüler, die das Fichte-Gymnasium besuchten, aber auch manche Eltern haben zu manchen Anlässen eine junge Fichte gespendet, weil sie glaubten, na, Sie können sich ja denken, was die glaubten. Der Name Arndt ist offenbar obsolet geworden, nachdem sich nicht mehr unterdrücken ließ, dass der Namensgeber, Ernst Moritz Arndt, ein ganz schöner Nationalist und Franzosenfresser gewesen ist. Eine Strophe aus einer Ballade von ihm klingt gruselig:

Sie standen, und ich sprach: „Euer Rhein

Muß ewig Deutschlands Herrlichkeit sein;

Ihr wisset’s, und euer frischestes Blut

Für solchen Preis seien keinem zu gut.

In anderen Worten: Schickt die 16-jährigen Burschen an die Front, damit sie uns unseren herrlichen Rhein erhalten! Außerdem ist umstritten, inwiefern Arndt auch ein Judenhasser war.

Man kam in Krefeld also auf die glorreiche Idee, bei der geplanten Namenerneuerung das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Irgendwie wollte man schon am alten Namen festhalten. Und da war offenbar Hannah Arendt, die jüdische Philosophin, die nach Amerika flüchten musste, die ideale Besetzung. Name fast wie gehabt, aber trotzdem von jedem Verdacht befreit, denn sie war ja schließlich Jüdin. Toll!

Hier nun ein Bild von der Homepage des Hannah-Arendt-Gymnasium, auf der die neue Schulleitung sich präsentiert. Das Bild ist natürlich als eine Art Zitat zu verstehen…

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Ich muss nun vorausschicken: Ich habe natürlich nichts gegen große Menschen oder besonders kleine Menschen. Auch nichts gegen Schulleitungen im allgemeinen. Aber ich kann nicht verhindern, dieses Bild folgendermaßen zu kommentieren:

Die Figuren auf dem Foto sind wie die Orgelpfeifen angeordnet. Erst steigt es an, dann fällt es ab. Aber zwischen der aufsteigenden Galerie und der abfallenden ist doch ein deutlicher Bruch zu erkennen. Die Pfeifen passen irgendwie nicht zusammen.

Die linke Pfeife trägt einen weißen Rock und ein schwarzes TOP, neigt den Kopf ein wenig schräg in Richtung der anderen Pfeifen und signalisiert damit: Obwohl ich so anders bin, gehöre ich doch zu Euch! Der Oberstufenkoordinator daneben hat offenbar zwei ungleich lange Arme. Der rechte ist deutlich länger, oder er lässt die rechte Schulter hängen, vielleicht als Mea Culpa wegen der Arndt-Geschichte. Wissen wir nicht. Der Schuleiter könnte in einer Beziehung zu der charmant sich gebenden Erprobungsstufenkoordinatorin im weißen Rock stehen, trägt er doch den gleichen richterlichen Namen und dazu ein weißes Hemd. Ansonsten gibt sich der Hüne in der Mitte die größte Mühe, leger, ja cool zu erscheinen, Jeans, eingezogener Bauch, Jacket, kein Schlips. Und vor allem, den Daumen an die Hosentaschenöffnung gelegt, nicht einmal drin, in der Tasche, sondern draußen, nicht abgewinkelt, also fassadenmäßig für die Show. Daneben steht dem Richter sein Todt… Die Vertreterin des Lehrerrates, ganz in Schwarz gehüllt, aber mit weißem Aufsatz. Blond, langes Haar, sie könnte mehr aus sich machen (#metoo: Das geht ja gar nicht!). Kann sie aber nicht, da der Schulleiter sie um zwei  bis drei Kopflängen überragt. Und dann steht da rechts außen noch eine Lehrerin, die noch einen Kopf keiner ist und – gefühlt – dem Schulleiter allenfalls bis unter die Gürtellinie reicht.

Man könnte einerseits eine Gruppe ausmachen von aufstrebenden Orgelpfeifen, und die andere Gruppe mit den Miniaturen. Man könnte aber auch eine Bresche schlagen in dieses Gefüge, wenn man die Stellung der Beine berücksichtigt. Die Richterin und der Waldi stehen beide stramm, sie mit geschlossenen Beinen (also mit aneinander gepressten Knien, ist Frauen früher so anerzogen worden!), er in „Rührt-Euch!“-Position mit leicht gespreizten Beinen. Wahrscheinlich war der Kerl bei der Bundeswehr. Die rechte Dreiergruppe zeichnete sich dadurch als Gruppe aus, dass sie alle den linken Fuß leicht vorgestreckt haben, so, als ob sie sich in einer Ballett- oder Tanzshow befänden, linkes Bein, rechtes Bein!

Wahrscheinlich soll durch diese Kombination verdeutlicht werden, dass man sich einerseits des Ernstes der Lage durchaus bewusst ist (die beiden linken Pfeifen), dass man aber auch andererseits willig ist, fröhlich und selbstbewusst in die Zukunft zu schauen.

Der alte Rosenkohl (oh je, da hat mir wohl die automatische Korrektur einen Streich gespielt…) und seine treue Frau sind ja wohl Geschichte. Und auch der Schriftsteller Peltzer. Diese mögen in Frieden ruhen, also ich meine: ihren Ruhestand genießen. Den jungen Hannah-Arendt-Jüngern wünsche ich alles Gute!

Und wegen der satirischen Ausschläge bitte ich um Entschuldigung. Ich hatte meinen Spaß. Auf Eure Kosten? Take it easy.

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