Der Ratsvorsitzende der EKD benutzte diesen Ausdruck bei einer Ansprache zu Ostern, und ich habe sofort gedacht: Hier versucht jemand, die mancherorts geplanten, aber von der Regierung abgelehnten Öffnungen der Kirchen an Ostern zu rechtfertigen. Weit gefehlt. Es folgte eine sehr ausgewogene Stellungnahme, die erkennbar von einer Sorge um die Menschen getragen war.
In der Vergangenheit gab es allerdings immer wieder Forderungen, soziale Beschränkungen zu lockern, damit nicht unverhältnismäßig viel psychologischer Schaden entsteht. Der Teufel sitzt im Detail, hier in dem Wörtchen “unverhältnismäßig”. Denn korrekter müsste es hier heißen, dass die Vermeidung oder Verminderung psychischer (und sozialer und wirtschaftlicher) Schäden, die durch Lockerungen erreicht werden könnte, unvermeidlich zu einem Anstieg der Todesfälle führen würde. Man würde also mehr Menschen sterben lassen, um den Rest psychisch gesund(er) bleiben zu lassen.
Bedford-Strohm hat übrigens dafür plädiert, dass wir uns mehr um die “seelischen” Belange (so sprechen Pfarrer halt) der Menschen kümmern. Wenn man darunter nicht nur gemeinsames Beten in der Kirche versteht, ist das eine sehr vernünftige und tatsächlich bisher weitgehend vernachlässigte Sache. 2015 war die Bereitschaft bei vielen Menschen da, den Flüchtlingen zu helfen, und es wurden zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen und viel gespendet. Über ein vergleichbares Engagement für die Corona-Häftlinge sollte also nachgedacht werden.
Wahrscheinlich gibt es das schon längst, und ich habe das in meinem Kerker noch gar nicht mitbekommen…