Lisa Taddeo: three women – drei frauen. Piper, München 2020
Auf der Rückseite des Umschlags sind sechs Lobgesänge auf dieses Buch verzeichnet. So schreibt z.B. eine 25-jährige deutsche Moderatorin, Sophie Passmann:
„Männer werden dieses Buch lesen und bestürzt den Kopf schütteln, Frauen werden wissend nicken. Three Women – Drei Frauen ist wahr, tieftraurig und Gott sei Dank auch noch großartig geschrieben.“
Liebe Sophie Passmann, ich bin ein Mann, habe dieses Buch gelesen (man könnte auch sagen: mich da durchgequält) und zwischendurch immer wieder mal bestürzt den Kopf geschüttelt über die Tatsache, dass ich mir das antat. Ob Frauen wissend nicken, kann ich nicht beurteilen. Ja, wahre Geschichten sind das, aber wie die Autorin im Nachwort selber betont: aus der Sicht der Frauen, deren Leben hier ausschnittweise dokumentiert wird. Für tieftraurig halte ich die Geschichte der drei Frauen auch nicht, allenfalls für ein wenig dröge erzählt, wodurch der Leser gelegentlich vielleicht tieftraurig wird und sich wundert, wie eine wortgewaltige junge deutsche Moderatorin und Autorin zu der Auffassung gelangen kann, das Buch sei großartig geschrieben…
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Was man vielleicht noch wissen sollte: Maggie Wilkens Fall wird dargestellt unter ihrem „richtigen“ Namen. In North Dakota haben die im Buch geschilderten Ereignisse tatsächlich stattgefunden. Schaut man sich die zahlreichen Bilder im Internet an, kann man leicht zu dem Schluss kommen: Da hat eine 17-jährige Göre, die bereits mit drei Männern Sex hatte, bevor sie sich mit ihrem Lehrer Knodel einließ, einen Riesenfrust bekommen, als ihr Lehrer aufhörte, auf ihre SMS zu reagieren. Nach sechs Jahren, in denen sie diesen Frust in sich hineingefressen hatte, beschließt sie, ihn anzuzeigen. Im Buch wird gesagt, sie liebe ihn aber immer noch und sie sei immer noch geil. Man könnte also durchaus zu der Meinung kommen, hier handele es sich um einen Rachefeldzug, der sich juristischer Mittel bedienen möchte – was misslingt. Natürlich schließen sich hier interessante moralische Aspekte an. Sollte man Knodel und seiner Frau Marie in einem solchen Prozess (moralisch) das Recht zugestehen zu lügen? Vorausgesetzt man geht recht in der Annahme, dass es in dem Prozess gar nicht um Gerechtigkeit geht, sondern um Rache.