Mitteilungen aus der Kronen-Gruft 24: Post zum Neuen Jahr

Was will mir diese Leiterin einer Schweizer Klinik in diesem Brief zum Neuen Jahr sagen? Aller Anfang ist schwer. Auch so ein Briefanfang. Aber ist aller Anfang neu? Na klar, man braucht das also gar nicht so zu betonen. Aber offenbar ist Frau Dr. Wiechel ja so über den “neuen Anfang” froh, weil sie nie im Leben so gedemütigt worden ist wie im vergangenen Jahr. Leider verrät sie uns nicht, was genau sie denn so gedemütigt hat. Das Virus? Die Einstellung all der Menschen, die die Pandemie ernst genommen haben und ihr, der Ärztin, partout nicht glauben wollten, dass die Pandemie das Machwerk der vielen verschuldeten Staaten sei, die von ihren Problemen ablenken wollen? Das jedenfalls behauptet sie an einer späteren Stelle ihres Schreibens.

Apodiktisch scheinbar dann der Satz: “Niemand bezweifelt die Existenz von Covid 19.” Als ich das beim ersten Mal las, habe ich gedacht, die Argumentation werde nun in klaren Bahnen verlaufen und einigermaßen nachvollziehbar sein. Denn hier scheint es sich ja nicht um jemanden zu handeln, der Covid 19 leugnet. Falsch gedacht! Denn im folgenden Satz steht ja, dass es eine virale Bedrohung gar nicht gegeben hat! (Der Satz “Niemand bezweifelt…” ist also kein Statement, keine Feststellung einer Tatsache, sondern stellt eine Entrüstung dar oder ist sogar Ausdruck einer Verzweiflung wie “Niemand liebt mich!” Man kann sich hier Frau Dr. Wiechel vorstellen, wie sie wütend mit dem rechten Fuß aufs teure Holzparkett der Klinik stampft…) Und warum wird dann aber die Existenz von Covid 19 (von den meisten Menschen) nicht bezweifelt? Weil die Pandemie eine von der Politik erzeugte  Erfindung ist, ein Werkzeug eben, um von etwas (den Staatsschulden) abzulenken.

Hier erkennen wir den Nukleus einer Verschwörungstheorie, die im Verlauf dieser fröhlichen Post auf Vitamin D als Heilsbringer und Krebs als das andere große Instrument aus dem Werkzeugkasten der Panikmacher zu sprechen kommt. 

Ich hatte die Frau Dr. Wiechel ja vor fast 10 Jahren kennengelernt. Doch als ich diese Mail las, habe ich mir wahrlich die Augen gerieben. Donnerwetter, die Frau hatte damals doch einen vernünftigen Eindruck gemacht! Und nun dieser Verschwörungswirrwar! Ich erspare mir hier Spekulationen darüber, wie die Leiterin einer Schweizer Privatklinik, die vor gut 10 Jahren aus dem rauhen Berlin in die schönen Schweizer Alpen berufen worden war, dazu kam, vom nüchternen Norden in diesen schwülen Verschwörungsdschungel zu gelangen. Und nun in einer Klinik festsitzt, bei der die reiche Kundschaft ganzheitlicher Spezialbehandlungen es sich wohl zweimal überlegt, in Pandemiezeiten einen medizinisch unterfütterten Erholungsurlaub zu genießen.

Ich habe ihr indes zurückgeschrieben:

Sehr geehrte Frau Dr. Wiechel,,
 
Sie gehören also zu den Verschwörungstheoretikern, die in diesen schweren Zeiten zwar keine Panik verbreiten, sondern nur lauter Unsinn.
 
Ihr Brief ist sprachlich und gedanklich sehr unsauber, und ich mache mir nicht die Mühe, dies an Beispielen zu belegen, da meine Kritik bei Ihnen auf Granit stoßen würde. Ja, ich habe dieses „Vorurteil“, dass man mit Verschwörungstheoretikern in der Regel nicht reden kann.
 
Auf eine Behauptung möchte ich allerdings eingehen. Sie beschreiben Finnland als eine Oase des Glückes, da es nicht verschuldet sei und sich daher entspannt zurücklehnen könne, andeutend, dass es mit Covid 19 klar komme. Beides ist eindeutig falsch. Finnland hat ein Staatsdefizit in 2019, Deutschland nicht. In Finnland gibt es außerdem einige Regionen mit einem hohen Anteil an Corona-Kranken, so dass es einige sehr präzise Reisewarnungen gibt. Aber das gehört ja Ihrer Ideologie nach zur Kategorie der Panikmache.
 
Meine im Jahr 2014 verstorbene Frau und ich waren im Frühjahr 2009 in  Ihrer Klinik, ich glaube, das war in einer Woche, in der es hauptsächlich um die Leber ging. Ein paar Monate später wurde bei meiner Frau ein Leber-Gallenkarzinom im fortgeschrittenen Zustand diagnostiziert. Trotz der bei Ihnen vorgenommen aufwändigen Untersuchungen erhielten wir keinen Hinweis darauf, dass mit der Leber etwas nicht stimmte. Nur der damals bei Ihnen praktizierende Südtiroler Klangguru hat bei ihr im Inneren etwas gehört, was ihm nicht gefiel, weigerte sich aber zu sagen, um was es sich da handelte.
 
Nachdem ich in diesem Scheiben schon auf einen gewissen Mangel an klarem Denken hingewiesen habe, kann ich Ihnen nunmehr auch nicht verhehlen, dass ich schon vor längerer Zeit Zweifel an Ihren Diagnosefähigkeiten hatte, die zu äußern ich aber erst ermutigt wurde durch Ihre nicht nachvollziehbare Stellungnahme zur Pandemiesituation. Einem Arzt oder einer Ärztin, der oder die sich so schwammig wie Sie zur gegenwärtigen Pandemie äußert, würde ich in medizinischer Hinsicht nicht über den Weg trauen.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Dr. Hermann Hoppenkamps 

 

 

5 Kommentare

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5 Antworten zu “Mitteilungen aus der Kronen-Gruft 24: Post zum Neuen Jahr

  1. Lieber Hermann, das ist stark! Genauer ist die Erzählung der Frau Doktor schwach, aber Deine Antwort ist stark. Der Anfang des Rundbriefs („Newsletter” aus der Schweiz – Kundenbindung nennt man das, glaube ich, was in diesem Fall nicht wenig makaber ist), der Anfang drückt so unerträglich auf die Tränendrüse, dass man seine Verfasserin mit Fug und Recht eine Heulpraktikerin nennen darf. Sie spielt ihre Erfahrung und „das Leben” gegen Theorie und Wissenschaft aus. Damit heischt sie um Zustimmung, um alle Angeschriebenen in ihren Nachen nehmen, die sich gleichermaßen erniedrigt und beleidigt vorkommen, weil die Fakten ihnen Hohn sprechen. Übrigens Fakten, die immer unter dem Vorbehalt der Wissenschaft mitgeteilt werden, die sich falsifizierbar machen – und gerade das verlangt eine Toleranz gegenüber neuen Erkenntnissen, die von den Verzehrern einfacher Wahrheiten nicht aufgebracht werden kann. Sie beißen sich nicht am harten Brot der Wissenschaft die Zähne aus, sondern tunken ihre Wissensbröckchen in die Milch irgendeiner unfrommen Denkungsart. Deshalb würde ich bei ihnen auch nicht von Verschwörungs-„Theorikern” sprechen. Sie sind Verschwörungserzähler oder –flüsterer und locken mit ihrem Geraune leider immer noch zu viele Leichtgläubige, die sich gerne als Kritiker tarnen, auf den Leim. In Gedanken an Eva grüßt Dich alten Haudegen: Dieter.

  2. martin.kraus@energie-saarlorlux.com

    Sieht nett aus hat aber definitiv nicht alle Tassen im Schrank.
    Hattest mir mal von ihr erzählt im Zusammenhang mit Eva.
    Was treibt sie 6 Jahre später in einen solchen Verteilerkreis ihren Schwachsinn abzusondern ?
    Vielleicht ihr Schwachsinn ?

    Außerdem scheint sie “untere” und logisch weitergedacht “obere” Hände zu haben.
    Allein das macht sie schon verdächtig !

    Ich habe mir abgewöhnt solchen Menschen gegenüber relativ höflich aufzutreten.

    Hab im Alter dafür keine Geduld mehr ……

    LG
    Martin
    [Image]

    VG
    Martin Kraus

    ________________________________

  3. catweazle2

    Hallo Hermann,

    der Frau müsste man doch die Approbation entziehen. Wir kann denn jemand der solchen Unsinn verbreitet aktiv als Ärztin arbeiten? Auch wenn es eine Privatklinik ist, an der Sie praktiziert darf man doch nicht jeden bzw. jede

    auf die Menschheit loslassen die mal irgendwo, irgendwann ein Medizinstudium absolvierte. Warum werden diese Typen nicht für Intensivstationen zwangsrekrutiert?

    Antwort: Das wäre wahrscheinlich für die Patienten lebensgefährlich.

    So, bevor ich mich weiter reinsteigere wünsche ich weiterhin erholsame Feiertage und zum Schluss noch ein Tipp: Lieber Hermann, zieh dir um Gottes oder wenigstens Youying Willen etwas entspannteres wie diese Hetzschriften rein.

    Meine Empfehlung z.B.: Quality Land von Marc Uwe Kling. (Fang mit Teil 1 an) Es geht im Kern um den Versuch, der Hauptperson des Buches, Peter, einen ihm fälschlicher Weise zugestellten, rosafarbenen Delphinvibrator

    wieder zurück an den Absender zu schicken. Eine wunderbar komische Dystopie und der erste Roman des Erfinders

    der Känguru Chroniken, was Dir wahrscheinlich nichts sagen wird da das vermutlich nicht Dein Beuteschema in Bezug auf Lesestoff ist.

    Aber egal, erwarte keine hohe Literatur, sondern witzig ironische Zukunftsvisionen mit ein paar kleinen tiefer gehenden Passagen.

    Viel Spaß

    Markus

    Gruß

    Von: Leo Läufer Gesendet: Freitag, 25. Dezember 2020 00:46 An: m.feit@autec-saar.de Betreff: [New post] Mitteilungen aus der Kronen-Gruft 24: Post zum Neuen Jahr

    leolaeufer posted: ” Was will mir diese Leiterin einer Schweizer Klinik in diesem Brief zum Neuen Jahr sagen? Aller Anfang ist schwer. Auch so ein Briefanfang. Aber ist aller Anfang neu? Na klar, man braucht das also gar nicht so zu betonen. Aber offenbar ist Frau Dr. Wiech”

    • Lieber Markus, da ich ein Freund von Vibrationen bin, hat es mir zunächst einmal die Sprache verschlagen, als ich da etwas von einem rosafarbenen Delphinvibrator las. Also rosa geht bei mir gar nicht! Einen solchen Vibrator würde ich auch sofort an den Online-Shop zurückschicken. Aber an diesem Punkt hast Du mein Interesse geweckt. Denn beim Rückversand gab es ja offenbar Probleme. Und das würde mich interessieren: Wie hat er das geschafft, das Ding wieder loszuwerden, wenn das ja offenkundig gar nicht so einfach war? Ich bin nämlich nicht nur an Logik, sondern auch an Logistik interessiert. Danke also für den Tipp!

  4. Hallo, liebe Freunde!
    Herr Ulf-Torsten Wiechel, Verwaltungsratsppräsident der Swissair Mountain Clinic und Ehemann der Chefin, hat mir geantwortet. Bevor ich auf seine Antwort eingehe, muss ich Euch erklären, dass ich eine zweite Email versandt hatte, in der ich angefragt hatte, ob eigentlich in der Familie, zu der ja noch die Tochter gehört, die auch Ärztin in der Clinic ist, Einigkeit herrscht in dieser starken Meinung zur Pandemie. Herr Wiechel schrieb also:

    Danke Herr Hoppenkamps für Ihre beiden E-Mails, welche ich sehr schätze, da Sie sich ausführlich mit dem Thema beschäftigen.
    Zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass es uns bisher nicht gelungen ist die Anrede zu wechseln. Das ist nun erledigt und wird nicht mehr vorkommen.

    Ich erlaube mir drei Anmerkungen:

    1. Sie dürfen gewiss sein, das unsere Familie nicht zerstritten ist.
    2. Sprechen wir in dem Newsletter nicht von Finnland, sondern von Norwegen.
    3. Haben wir die Erfahrung gemacht, das insbesondere negative Darstellungen uns bisher eher genützt als geschadet haben.

    Insofern verbleibe ich mit freundlichen Grüssen und wünsche Ihnen noch gesegnete Weihnachtstage
    Ihr

    Ulf-Torsten Wiechel
    Vewaltungsratspräsident

    Tja, Herr Wiechel stellt die Lage so dar, dass ich in zwei Punkten falsch lag (ja, ach Gott, ich hatte Norwegen mit Finnland verwechselt. Aber was macht das für einen Unterschied?). Im dritten Punkt unterstellt er mir, ich habe ihm schaden wollen, und gerade dadurch habe ich ihm genützt. – Das ist super butterweich.

    Unterm Strich ignoriert er meine Argumente, weist mir Irrtümer nach, und wünscht mir aus vollem Herzen alles Gute. – Ein schönes Beispiel dafür, dass sich Gerissenheit und Dummheit in ein und demselben Gehirn vorfinden lassen.

    Laut einem Artikel in der Süddeutschen gibt es in Deutschland eine relativ große Anzahl von Ärzten, die so ähnlich denken. Der Mensch ist halt ein durch und durch irrationales Wesen…

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