Demagogie

Eine der übelsten Figuren in der Geschichte der Vereinigten Staaten war der Senator Joseph R. McCarthy, der im 2. Weltkrieg im Pazifik Bürodienst getan hat, besoffen eine Treppe runterfiel und sich danach als kriegsversehrten Veteranen, sozusagen als Kriegsheld,  in politische Ämter wählen ließ. Am 9. Februar 1950 zog er während einer Rede in Wheeling, West Virginia, eine Liste mit Namen zahlreicher Kommunisten, die dem Außenminister bekannt seien, hervor. Das war der Beginn einer beispiellosen „Hexenjagd“ (Arthur Miller).  Hugh Brogan schreibt in seiner immer noch lesenswerten „History of the United States of America“ über ihn:

He did enormous damage to his country, both abroad and at home, not all of which has yet been repaired. He was not, it must be repeated, the only scoundrel to take advantage of public nervousness to drum up a Red scare for his own ends. But he was incomparably the most able. Not that he was a cold calculator; rather, his genius (for that it undoubtedly was) lay in a certain hot, instinctive cunning which told him how to win power, headlines and a passionately loyal following by manipulating the worst impulses and most entire weaknesses of his fellow-countrymen. He was a liar on a truly awesome scale, telling so many lies, so often, and in such a tangled fashion that Hercules himself could note have completed their refutation, for new falsehoods sprouted faster than old ones could be rebutted. …

McCarthy knew nothing about communism or the State Department, but he did know that mud sticks, especially if you throw a lot of it

Das Letzte Mal – in Burbach dabei. Noch mal in die Hände spucken, dann ab ins Narrenschiff.

Er hat seinem Land im Ausland und im Inland enormen Schaden zugefügt, von dem noch nicht alles repariert wurde. Er war nicht der einzige Schurke, der die öffentliche Nervosität ausnutzte, um, eine Furcht vor den Roten für seine eigenen Zwecke anzustacheln. Aber er war der unvergleichlich Fähigste. Nicht dass er eiskalt berechnend war; vielmehr lag sein Genie (so kann man das zweifellos nennen) in einer gewissen instinktgetriebenen Verschlagenheit, die ihm sagte, wie er Macht, Schlagzeilen und eine leidenschaftlich treue Gefolgschaft gewinnen konnte, indem er die schlimmsten Impulse und die größten Schwächen seiner Landsleute manipulierte. Er war ein wirklich großartiger Lügner, der so oft und so verworren so viele Lügen erzählte, dass selbst ein Herkules mit deren Widerlegung nicht hätte nachkommen können, denn neue Unwahrheiten entstanden schneller als alte widerlegt werden konnten…

McCarthy verstand nichts von Kommunismus oder vom Außenministerium, aber er wusste sehr wohl, dass Schlamm kleben bleibt, besonders wenn man viel davon schleudert. (Translation by Google, enhanced by Leo Läufer)

Lieber Hugh Brogan!

Du hast das Buch und also diese Worte vor 35  Jahren geschrieben. Der heutige Leser kann diese Charakterzeichnung problemlos in ein gewisses Social-Media-Profil der Gegenwart übertragen und muss enttäuscht feststellen, dass das, was er heutzutage miterlebt und vielleicht für  Niedagewesen hielt (und schaudernd glaubte, Zeuge eines in der Geschichte einmaligen Vorgangs zu sein), dass das also nichts als ein historischer Wiedergänger ist. Mein Großvater hat schon gesagt: Die Menschen ändern sich nicht. Jedenfalls hilft mir dieser Spruch, mich nicht mehr so sehr über die Psychopathen diese Welt, seien sie in der Politik oder auch in der Wirtschaft (aber vielleicht auch schon im Kindergarten) aufzuregen.



	

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Zeitliches

Kommentar verfassen