Sonntags ans Schloss 14.08.2016

Manfred Häder ist die Frankfurter Blueslegende, und Klaus Mojo Kilian zählt zu den besten Bluesharp Spielern Deutschlands. Außerdem waren dabei Udo Kistner am Bass und Michael Hoffmann am Schlagzeug. Die Hammond-Orgel wurde von dem in Saarbrücken wohlbekannten schlanken Mann mit der Teilglatze gespielt. Ach Gott, wie heißt der noch? Fragt am besten bei der Festivalleitung einmal nach, wenn ihr das wissen wollt. Der spielt zwar gewaltig gut auf der guten alten Hammond, wurde heute aber deutlich dominiert von der Blues Harp und der Gitarre.

Highlight waren zwei Stücke: The Thrill is Gone nach B.B.King und ein Kabinettstück auf der Bluesharp zur Demonstration dessen, wie man eine Dampflock auf der Harmonika lebendig werden lassen kann. Das Stück von B.B.King ist wirklich herzzerreißend. Es wird ein altes Bluesthema variiert: Die Trennung von der Geliebten. Die Verzauberung ist weg. Einerseits. Und das An-sie-gefesselt-Sein. Andererseits. Aber das sind ja keine Widersprüche. Denn Verzauberung bedeutet ja Fesselung. Und Befreit-Sein, Freiheit, bedeutet dann also auch immer Verlust von etwas, das der Verzauberte einmal besessen hat. Darum ist Freiheit ja auch oft so schwer zu ertragen. Weil sich quasi alle Ventile öffnen und man ein wenig auseinandergerissen wird. Als würde man sich im Nichts verlieren…  Darum gibt es ja noch immer trotz der Freizügigkeiten, die man sich gönnt, so viele Familienmenschen…

Auf den paar Bildern, die ich gemacht habe, sieht man die Band, aber auch Nahaufnahmen zweier einsamer Tänzer, beide scheinen ein wenig verrückt zu sein. Aber es gibt auch immer noch den kleinen, dicken Herren mit dem Strohhut, der sich absolut nicht von der Stelle bewegt. Ist der normal? Und dann gibt es schon seit Jahren diese Frau, die ein ganz normales Kleid trägt und sich immerzu zum Rhythmus des Blues bewegt, also auf der Stelle tanzt, dezenter als der Mann mit dem Zylinder, aber mindestens ebenso hingegeben. Ist denn der exotisch Gekleidete, der ekstatisch tanzt, allein deshalb verrückter als die Frau, die im bunten Sommerkleid ekstatisch tanzt, weil er Dinge anhat, die die meisten anzuziehen sich einfach nicht trauen würden?

Seien wir doch mal ehrlich: Leider denken wir so. Und erweisen uns so als Gefesselte, als Gefangene unserer Vorurteile.

 

Hinterlasse einen Kommentar

Eingeordnet unter Blues am Schloss 2016, Zeitliches

Kommentar verfassen