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Aus dem Wörterbuch des Autokraten

Erinnert Ihr Euch noch an die „grünen Männchen“ auf der Krim 2014? Selbst nach diesem Ereignis haben viele den Fuchs nicht erkannt. Cicero und Machiavelli beschreiben beide die Phänomene Gewalt und Betrug, der eine sozusagen ein Vertreter des „alten Europa“, der andere Vordenker von Autokraten, die nach der Weltmacht greifen.

Warum konnte Putins Camouflage so lange funktionieren? Und sie funktioniert ja immer noch (Wagenknecht, Schröder, AfD, etc.). Ja, hat denn niemand diesen Fuchs als solchen erkannt? Diesen „guten Onkel“ mit dem vielen Öl und Gas? Nicht nur die Liebe macht blind. Auch das Streben nach Beqemlichkeit, der Wunsch nach der guten (mollig warmen) Stube…

Cicero, De officiis (I,41)

Cum autem duobus modis, id est aut vi aut fraude, fiat iniuria, fraus quasi vulpeculae, vis leonis videtur; utrumque homine alienissimum, sed fraus odio digna maiore. Totius autem iniustitiae nulla capitalior quam eorum, qui tum, cum maxime fallunt, id agunt, ut viri boni esse videantur.

(Wenn aber auf zweierlei Art Unrecht geschieht, nämlich durch Gewalt oder durch Betrug, dann passt der Betrug zum Wesen des Fuchses, die Gewalt zu dem des Löwen. Beides ist des Menschen überhaupt nicht würdig, aber der Betrug ist hassenswerter. Keine von allen Formen des Unrechts ist verderblicher als die derjenigen, die, wenn sie am betrügerischsten handeln, darauf aus sind, als gute Männer zu wirken.)

Machiavelli, Il principe (De pricipatibus, XVIII, 7 u. 8)

Sendo dunque necessitato uno principe sapere bene usare la bestia, debbe di quelle pigliare la volpe et il lione: perché el lione non si difende da’ lacci, la volpe non si difende da’ lupi; bisogna adunque essere volpe a conoscere e lacci, e lione a sbigottire e lupi: coloro che stanno semplicemente in sul lione, non se ne intendono. Non può pertanto uno signore prudente, ne debbe, observare la fede quando tale observanzia gli torni contro e che sono spente le cagioni che la feciono promettere.“ (XVIII, 7 und 8)

(Da nun ein Fürst notwendigerweise dazu in der Lage sein muss, gut von der Bestie Gebrauch zu machen, muss er von den Tieren den Fuchs und den Löwen wählen, denn der Löwe verteidigt sich nicht gegen Schlingen, der Fuchs verteidigt sich nicht gegen Wölfe. Daher muss der Fürst Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen und Löwe, um die Wölfe abzuschrecken; darauf verstehen sich die, die lediglich das Wesen des Löwen besitzen, nicht. Ein weiser Herr kann daher nicht – und soll es auch gar nicht – sein Wort halten, wenn eine solche Treue für ihn nachteilig wäre und die Gründe fortgefallen sind, die ihn zuvor dazu bewegten, sein Versprechen zu geben.)

(Zitiert nach Christoph Wurm: De principatibus – der Principe Machiavellis und Ciceros De Officiis)

(Die Abbildungen von Cicero und Machiavelli sprechen für sich. Was für ein Staatsmann… Was für ein Filou! Am Ende sind die Filous die weitaus Gefährlicheren…)

Günter Blamberger bringt in seiner Kleist-Biografie die Sache auf den Punkt, wenn er über „Hermann den Cherusker“ in Kleists Die Hermannsschlacht Folgendes anmerkt:

„“Echt“, „unverfälscht“ ist er (Hermann) gerade nicht, vielmehr beherzigt er eine Weisheit aus Machiavellis 1532 erschienenem Fürstenbrevier Il principe, dass ein Politiker, der nicht die Kraft des Löwen habe, von der „Fuchsnatur Gebrauch machen“ und diese zugleich „verschleiern“, also „ein großer Lügner und Heuchler“ sein müsse.“ (S. 371)

Voilà!

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